3/2000 - Inhalt3/2000 - InhaltStartseiteVereinAktuellZeitungMailSeitenende3/2000 - FAHRGAST-Ausflug mit der Außerfernbahn
FAHRGAST - Die Zeitung
Ausgabe 3/2000 - Oktober 2000
www.fahrgast.at/z00-3-1.htm - Letzte Änderung dieser Seite am 14.11.2000 (ARK)
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Internationales Bahnkundentreffen
in Lille

FAHRGAST war dabei

Am 8. Juli fand in Lille, etwa auf halbem Weg zwischen Paris und London, ein Treffen verschiedener europäischer Fahrgast-Organisationen statt. FAHRGAST wurde diesmal, nachdem Peter Romen verhindert war, durch Harald Lampl vertreten. Im folgenden die wichtigsten Tagesordnungspunkte der Sitzung.

Lobbying auf EU-Ebene, internationale Kooperation

Da wichtige Entscheidungen, etwa die Rahmengesetzgebung für Infrastrukturpolitik und Finanzierung, aber auch Fragen betreffend der transeuropäischen Netze, zunehmend in Brüssel getroffen werden, herrschte allgemeine Übereinstimmung über die Notwendigkeit, auch auf EU-Ebene tätig zu werden. Dabei wäre eine engere Zusammenarbeit mit T & E (Transport & Environment), einer Organisation auf EU-Ebene, die in Brüssel relativ bekannt und einigermaßen erfolgreich ist, am erfolgversprechendsten. Der Schwerpunkt von T & E liegt auf umweltrelevanten Verkehrsthemen, insofern ist durchaus auch mit Interesse für Belange des öffentlichen Verkehrs zu rechnen. Problematisch dabei könnte sein, daß es sich vermutlich nur wenige Fahrgast-Vertretungen leisten können, T & E finanziell zu unterstützen und daß ein Anliegen entsprechend gründlich und umfangreich unterbreitet werden muß, um die Chance einer Behandlung zu gewährleisten.

Abschließend wurde festgehalten, daß eine Liste von Themen und Wünschen T & E überbracht werden sollte, und man durch eine Teilnahme an der nächsten T & E - Generalversammlung in Kontakt treten könnte.

Eine andere Möglichkeit, auf EU-Ebene tätig zu werden, ist das direkte Lobbying bei den zuständigen Personen und Gremien. Hier wurden vor allem folgende Punkte diskutiert:

  • Informationen darüber erstellen, welche EU-Parlamentarier, Mitglieder der Kommission und anderer Gremien mit (öffentlichem) Verkehr befaßt sind und Kontaktaufnahme mit diesen Personen.
  • "Monitoring" der EU-Webseiten und ständige Beobachtung von EU-Verkehrsthemen, um sich rechtzeitig zu Wort melden zu können.
  • Weiters sollte versucht werden, diverse Themen auch auf nationaler Ebene zu diskutieren, indem etwa das Abstimmungsverhalten der jeweiligen EU-Parlamentarier und der Minister im Ministerrat thematisiert wird. So soll der Anonymität und der fehlenden Bürgernähe der EU entgegengewirkt werden.

Die ersten beiden Punkte werden vermutlich als erstes von RDS, der britischen Railway Development Society aufgegriffen, welche auch die vergleichsweise größte und bestorganisierte Bahnkundenvereinigung Europas ist. Der letzte Punkt bleibt klarerweise wieder jeder nationalen Organisation selbst überlassen.

Verbesserungsmöglichkeiten beim Eurostar

Dieser Punkt war für mitteleuropäische Delegierte naturgemäß von geringerer Bedeutung. Doch manche Probleme, wie Anschluß- und Durchtarifierung zu anderen Zügen, Fragen zum Verkauf von Metro-Karten schon im Zug selbst oder im Warteraum der jeweils anderen Stadt, scheinen bekannt zu sein. Die Fahrt von Kopfbahnhof zu Kopfbahnhof mit der London Underground ist übrigens selbstverständlich in einer durchgehenden Fahrkarte integriert. Daß dem in Wien nicht so ist, rief allgemeines Kopfschütteln hervor. Es wurde einmal mehr festgestellt, daß engere internationale Kooperation auch dazu verwendet werden kann, positive Beispiele aus anderen Ländern anzuführen, nach dem Motto "dort gehts ja auch!". RDS arbeitet an einer (E-Mail-) Adressen-Sammlung der einzelnen Vereine, um einen größeren Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.

Weitere Diskussionspunkte...

...betrafen den Regionalverkehr durch den Kanaltunnel, Überlegungen bezüglich einer Güterverkehrsachse durch den Eurotunnel an London vorbei zu den britischen Industriegebieten und vor allem die weiterhin bestehenden Probleme mit den Zugauskunftssystemen. Während die Fahrplanauskünfte weitgehend anstandslos funktionieren (außer, daß sie ausschließlich auf kürzestmögliche Fahrzeiten achten, auch wenn man dabei dreimal in der Nacht umsteigen muß), sind Fahrpreis- und Reservierungsauskünfte weiterhin ein offenbar europaweit ungelöstes Problem. Das Chaos an verschiedenen Tarifvarianten, Spezialermäßigungen, Globalpreisen und Netzkarten ist derartig unübersichtlich, daß es trotz aller elektronischer Vernetzung oft unmöglich ist, mit Sicherheit die günstigste Variante herauszufinden. Das könnte etwa mit besserem Informationsfluß zwischen den Bahnverwaltungen und einiger Programmierarbeit gelöst werden, man sollte aber auch die Bahnverwaltungen dazu drängen, sich auf ähnlichere Tarifsysteme zu einigen. Railplus, sozusagen die internationale Vorteilscard, könnte diesbezüglich ein Anfang sein.

Sehr aufschlußreich war auch ein Gespräch mit den britischen Kollegen im Anschluß an das Treffen, bei dem speziell Nebenbahn- und Deregulierungsfragen erörtert wurden. Hier zeigte sich, daß offensichtlich in Großbritannien einerseits die Bevölkerung doch wesentlich mehr Interesse an der Erhaltung von Bahnstrecken hat, andererseits aber auch das politische System viel mehr Einflußnahme der Bevölkerung ermöglicht, etwa durch Sprechstunden bei zuständigen Abgeordneten oder Anhörungsverfahren vor der Stillegung einer Strecke. Auch Unterschriftenaktionen sollen dort teilweise sehr erfolgreich gewesen sein. Die Auswirkungen der Deregulierung werden, zumindest nach einigen Korrekturen, sehr wohl durchaus positiv gesehen, insbesondere das Ausschreibungsprinzip. Die Kriterien sind streng und das ist durchaus zum Nutzen der Fahrgäste. Verspätungsträchtige Linien wurden modernisiert, das Wagenmaterial ist in Ordnung und auch die Fahrpläne sind zufriedenstellend - es ist offenbar der Wille da, gute Dienste zu finanzieren.

Lehrreich waren weiters die Eindrücke der - etwas verlängerten - Reise durch Frankreich. Im Vergleich zu Österreich fällt dabei etwa auf, daß man dort statt Fußgänger-Unterführungen einfache Warnsignale einsetzt, daß es noch viel mehr Schaffner sowie besetzte Bahnhöfe und Haltestellen gibt und daß der Kundendienst ganz allgemein wesentlich besser ist, etwa eigens bereitgestelltes Empfangs- und Beratungspersonal bei Verspätungen. Außerdem werden in Frankreich sichtlich höhere Kurvengeschwindigkeiten zugelassen, und auch wirkliche Nebenbahnen kommen ohne nervtötendes Schleichen und ohne Hupkonzerte bei Bahnübergängen aus.

Harald Lampl


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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