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FAHRGAST - Die Zeitung
Ausgabe 3/99 - Oktober 1999
www.fahrgast.at/z99-3-3.htm - Letzte Änderung dieser Seite am 30.12.1999 (ARK)
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Transdanubische Apokalypse

Straßenwahn statt Straßenbahn

Am 19. Februar 1999 traf Planungsstadtrat Görg die Entscheidung für den Bau der B3 zwischen Leopoldauer Straße (21.Bezirk) und Wagramer Straße (22.Bezirk). 15 Jahre Widerstand seitens hunderter engagierter BürgerInnen, seitens der Grünen und zuletzt sogar seitens der Donaustädter Bezirksvertretung waren dem vorausgegangen. Es setzten sich letztlich die Straßen-Lobbyisten in Floridsdorf durch, die das Projekt mit allen Mitteln durchdrücken wollten. Auf der Strecke bleiben die Umwelt (etwa 70 Kleingärten wurden bereits niedergewalzt, die Rodungsbewilligung für ein Teilstück eines bewaldeten Grünzugs im Donaufeld wurde von SPÖ und ÖVP am 15.9. erteilt) und nicht zuletzt auch der öffentliche Verkehr.

Stadtrat Görg hatte im Frühjahr 1998 ein Bürgerbeteiligungsverfahren ermöglicht, im Zuge dessen bis Anfang 1999 diverse Varianten mit und ohne Bau der B3 geprüft worden waren. Diejenige Variante, die schließlich vom "Bürgerforum Floridsdorf / Donaustadt STOPPT DIE B3!" unterstützt wurde ("1C"), sah neben Verkehrsberuhigungs- und Rückbaumaßnahmen einen Verzicht auf die B3 vor, dafür aber zahlreiche Maßnahmen im ÖV wie z.B. die Intervallverdichtung bei den Straßenbahnlinien 26, 31 und 33, bei der Buslinie 29A, die Einführung einer Straßenbahnlinie 27 von Kagran an der Veterinärmedizinischen Universität vorbei bis Großjedlersdorf (teilweise an der Stelle des heutigen Busses 31A), eine neue Rundbuslinie "26C" über Satzingerweg, Kagran, An der Oberen Alten Donau und Floridsdorf sowie Maßnahmen zum Ausbau der S-Bahn und U-Bahn (U1-Verlängerung bis Leopoldau, Verdichtung U6 bis Floridsdorf, nicht jedoch Verlängerung bis Stammersdorf). Die BI setzte sich ferner für eine neue Straßenbahnlinie 28 durch das zukünftige Stadterweiterungsgebiet Kagran/Donaufeld (die heutige Leopoldauer Heide) ein, auch wenn diese Maßnahme über die in der favorisierten Variante enthaltenen hinausging.

Beim Vergleich der untersuchten Planfälle zeigte sich, dass die erwähnte Variante "1C" bei nahezu allen Kritierien besser oder zumindest gleich gut abschnitt wie diejenigen Varianten, die einen Bau der B3 beinhalteten - also beim "Modal Split", bei den IV-Querschnittsbelastungen, beim Flächenbedarf, bei den Betroffenen und nicht zuletzt bei der Verkehrssicherheit. Überraschend war, dass trotz der Maßnahmen im ÖV die Gesamtkosten ebenfalls niedriger waren (der Bau der B3 wird rund 400 Millionen S kosten).

Was kommt?

Was im ÖV-Bereich kommt, ist reichlich mager: "Es wird eine neue Buslinie 27A (in der 1.Bauphase: Linie 26C) geben, bestehende Buslinien werden adaptiert und beschleunigt. Die Straßenbahnlinie 26 in der Donaufelder Straße wird ebenfalls beschleunigt" (aus dem Text von Stadtrat Görg zur B3-Entscheidung am 19.02.1999). Die Straßenbahnlinie 27 ist damit so gut wie gefallen. Die Begleitmaßnahmen zur U1-Verlängerung bieten den Vorwand. Die SPÖ Floridsdorf hatte schon beim Beschluss des Leitprogramms für den 21.Bezirk den 27er (den der 22. Bezirk übrigens nach wie vor wünscht) hinausreklamiert. Die durchaus sinnvolle Buslinie "26C", die ohne B3 leicht zu verwirklichen gewesen wäre, kann nun wegen der dafür nötigen Unterbrechung des Lärmschutzes am Satzingerweg nicht errichtet werden (nichtsdestotrotz fordern SPÖ und FPÖ die Anbindung des südlichen Satzingerwegs an die B3 nicht nur für einen Bus, sondern für den gesamten IV!) und von einer Linie 28 wird nicht einmal mehr gesprochen. Was am kuriosesten ist: Die Intervalle der Linie 26 über die Donaufelder Straße, deren Beschleunigung angekündigt wurde, sind wenige Tage nach der B3-Entscheidung verlängert worden (und zwar an Samstagen, Sonn- und Feiertagen)! Es zeigt sich also, dass die versprochenen Maßnahmen im ÖV in erster Linie solche waren, die ohnehin gekommen wären (wie die U1-Verlängerung nach Leopoldau) oder als Kosmetik der besseren Verkaufbarkeit des B3-Pakets wegen angekündigt wurden.

Tatsache ist, dass für die B3 bis zum Jahr 2003 rund 400 Millionen Schilling ausgegeben werden, während die ÖV-Situation in Floridsdorf so ist, dass es aus Kostengründen nach wie vor nicht einmal Busverbindungen zwischen den Ortsteilen (z.B. Großjedlersdorf und Jedlesee) gibt, die auch an Samstag-Nachmittagen, Sonn- oder Feiertagen verkehren. Hauptsache, die Autofahrer kommen über die B3 ein paar Minuten schneller zum nächsten Stau...

Gerhard Jordan

Der Autor ist Bezirksrat der Grünen in Floridsdorf. FAHRGAST ist eine überparteiliche Organisation; wir veröffentlichen aber auch gerne Gastartikel von Vertretern politischer Parteien, soferne sie mit unserer Meinung in Einklang stehen, was hier zweifelsfrei zutrifft.

Web-Tipp: Stadtplanung Wien Variantenprüfung B 3     U1 nach Leopoldau


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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